Die Geschichte des Stuttgarter Westen ist lang. Bereits in der Steinzeit hinterlassen Jäger ihre Spuren am heutigen Birkenkopf, der nach Ende des 2. Weltkriegs mit den Trümmern der zerstörten Innenstadt um 40 Meter aufgeschüttet wird. Dies bringt ihm später den schwäbischen Beinamen „Monte Scherbelino“ ein.
Die Geschichte des Westen, wie wir ihn heute kennen, beginnt mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Stuttgart „boomt“ und sprengt die westliche Stadtmauer. Schachbrettartig breitet sich die Stadt den Hang hinauf aus.
1859 wird die Villa Knosp (Rotebühlstrasse 70) erbaut, 1844 wird in der heutigen Senefelder Strasse 45a ein Gefängnis errichtet, 1879 entsteht der Westbahnhof.
Das neue Gebiet ist geprägt von Industriebetrieben wie Waldbaur (Schokolade), Bleyle (Textilien), Siegle und Knosp (Farben, Vorläufer der BASF), Fein (Feinmechanik), Pfeiffer (Klaviere) und anderen. Robert Bosch erfindet in einem Hinterhof in der Rotebühlstrasse den Magnetzünder. Der größte Teil des Gebiets wird zwischen 1850 und 1920 bebaut, die steileren Hänge dann bis zum zweiten Weltkrieg.
1876 wird mit der Johanneskirche am Feuersee nach elfjähriger Bauzeit in Stuttgart zum ersten Mal seit 400 Jahren wieder eine Kirche geweiht. Das neugotische Bauwerk wurde mit 660 Pfählen aus dem damals völlig neuen Baustoff Beton gegründet. 1896-98 entsteht mit der ebenfalls im neugotischen Stil errichteten Pauluskirche die zweite evangelische Kirche im Stuttgarter Westen. Da der Bau im Krieg zerstört wird, zieht die Paulusgemeinde zunächst in die Notkirche am Leipziger Platz, die heute die griechisch-orthodoxe Gemeinde beherbergt, ehe 1961 der Neubau an alter Stelle bezogen werden kann. 1901-03 entsteht am Bismarckplatz die erste katholische Kirche des Westens, die neoromanische Elisabethenkirche.
Daneben werden die bis heute erhaltenen gründerzeitlichen Wohnhäuser errichtet, die Stuttgart West zum größten zusammenhängenden gründerzeitlichen Baugebiet in einer westdeutschen Großstadt machen. Der Westen in seinen heutigen Grenzen entsteht 1956 als größter der neu geschaffenen Innenstadtbezirke.
Heute leben hier ca. 51.250 (Stand 2014, Quelle: Stat. Amt) Menschen auf etwa 1.860 Hektar. Der Westen ist bis heute außerdem eines der am dichtesten besiedelten Stadtviertel Deutschlands. Neben dem urbanen Umfeld, macht auch eine ausgeprägte Kultur- und Kneipenszene, sowie ausgedehnte Waldflächen wie dem Kräherwald und dem Rot- und Schwarzwildpark den Westen zu einem der begehrtesten Wohnviertel Stuttgarts.